Systhema - Heft 3 - 2001
Vorwort
Cornelia Tsirigotis
Themenschwerpunkt Intuition
Jürgen Kriz:
„Intuition in therapeutischen Prozessen“
Zusammenfassung:
Statt einer abstrakten Definition werden zunächst einige Narrationen aus unterschiedlichen Perspektiven zur Klärung des Begriffs „Intuition“ vorgetragen, diskutiert und daraus wesentliche Aspekte resümiert. Sodann wird gezeigt, wie schwer sich unsere abendländische Kultur auf Prozesse der Intuition einlassen kann. Dies liegt an ihrem Fokus auf verdinglichende Sprache sowie an ihren Metaphern und Prinzipien aus der klassischen, mechanistischen Wissenschaft - die aber unsere Alltagswelt durchdrungen hat und mit verflochten ist. Demgegenüber fällt es im Rahmen der modernen systemwissenschaftlichen Theorienbildung und Diskussion wesentlicher leichter, Prinzipien der Intuition angemessen zu erörtern. Anschließend wird, im Hinblick auf die Praxis, dafür plädiert, zur Förderung von Intuition in stärkerem Maße imaginative Vorgehensweisen in der Therapie zu berücksichtigen.
Summary:
The essay starts with narratives concerning the concept of „intuition“ out of differ-ent perspectives in order to illuminate the discursive context of this term. As a result, some difficulties of western culture are is shown dealing with processes of intuition. I is argued that these difficulties are related to our language which contains principles and metaphors from classical mechanistic science and prefers, therefore, reifications instead of processes. However, these principles and metaphors of science are nowadays an important part of everyday language and living. In contrast, modern science - especially systems science and their concepts, metaphors and theories - is more adequate to discuss and understand the principles of intuition. Finally, the essay pleads for the importance of imaginative techniques in order to increase the capacities of intuition especially in the context of psychotherapy.
Wolfgang Loth:
„Intuition: Erkunden einer Dauerbaustelle“
Zusammenfassung:
In diesem Beitrag beschreibe ich einige Überlegungen dazu, wie Intuition im professionellen Rahmen genutzt werden kann. Intuition wird im weitesten Sinne als die Dynamik reflektiert, die unter bestimmten Bedingungen eine neue Gestalt auftauchen lässt. Während die neue Gestalt sich präziser Vorhersage entzieht, wird der Umgang mit den „bestimmten Bedingungen“ zum Ansatzpunkt verantwortlichen professionellen Handelns. Bildlich gesprochen: beim professionellen Umgang mit Intuition steht nicht der Traum im Vordergrund, sondern die Bedingungen, unter denen das Träumen stattfinden kann. Die beschriebenen Überlegungen stellen eine Notiz von unterwegs dar.
Summary: Intuition: Having a Look at a Site Under Construction
The present paper contains some reflections on how to deal with intuition under conditions of professional psychosocial help. In the broadest sense intuition will be viewed as the dynamics allowing a new ‚gestalt' to emerge certain circumstances being given. While the new ‚gestalt' can't be predicted precisely the handling of the ‚certain circumstances' turns out to be the connection link to accountable professional help. To put it metaphorically: In view-ing intuition in terms of professional ethos it is not the dream to be centrefold but the condi-tions letting dreams emerge. These reflections should be understood as notes from on the way.
Joachim Hesse:
„Ergreife, was dich ergreift oder: der Witz intuitiver Kommunikation“
Zusammenfassung:
Intuition wird beschrieben als Teil eines inneren Informationssystems. Es wird dafür plädiert, sie komplementär mit dem äußeren Informationssystem zu gebrauchen.
Summary:
Intuition is described as a part of an inner information system. I plead to use the inner information system (intuition) complementary with the extern information system.
Jürgen Hargens:
„Intuition - ja und...? Spuren einer persönlichen Suche“
Originalbeitrag
Ulrike Juchmann:
„,Neugier ist erlaubt...'. Die Arbeit mit reflektierenden Prozessen in einer therapeutischen Jugendwohngruppe“
Zusammenfassung:
Die Autorin arbeitet als Psychologin in einer therapeutischen Jugendwohngruppe und stellt in diesem Artikel verschiedene reflektierende Prozesse vor, die im Kontext stationärer Jugendhilfe erprobt wurden. Ausführlich wird eine besondere Art der „Fallbesprechung im Team“ anhand eines Praxisbeispiels beschrieben: Ein 14-jähriger Junge möchte von den MitarbeiterInnen erfahren: Was habe ich geschafft, was läuft gut und was könnte ich noch anders machen? Das Mitarbeiterteam reflektiert über diese Fragen in Anwesenheit des Jugendlichen. Abschließend wird aufgezeigt, was die Arbeit mit reflektierenden Prozessen bei den Jugendlichen und bei uns MitarbeiterInnen bewirkt.
Erfahrungsbericht
Imke Sachteleben:
„Spaß bei der Arbeit“
Zusammenfassung:
In diesem Text nehme ich die Faktoren unter die Lupe, die meinen Spaß in der therapeutischen Arbeit erhöhen können: Neugierde, Respekt, ernst genommen werden, Vertrauen, Veränderungen, Überraschungen und Humor.
Summary: Fun at work
In this article I examine the factors, which can increase my fun at the therapist work: curiosity, respect, to be taken serious, trust, change, surprises and humour.
Rezensionen
Abschlussarbeiten-Börse
Nachrichten
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Register Jahrgang 2001, Band 15
Systhema - Heft 2 - 2001
Vorwort
Hans Schindler
Originalbeiträge
Jochen Schweitzer:
„Teamsupervision - Opium für das Volk?“
Haim Omer:
„Gewaltfreier Widerstand: Elterlicher Umgang mit kindlicher Destruktion“
Zusammenfassung
Es gibt zwei Arten von Eskalation zwischen Eltern und Kindern mit Disziplinschwierigkeiten:
- (a) komplementäre Eskalation, wobei die elterliche Nachgiebigkeit zu je steigernden Forderungen führt, und
- (b) symmetrische Eskalation, wobei die Feindseligkeit Feindseligkeit hervorruft. Vorhandene Programmme von Elternberatung fokussieren zumeist eine dieser Arten, nicht immer zum Nutzen der Beteiligten. Der Gebrauch von Gandhis Grundsatz vom gewaltfreien Widerstand ermöglicht eine elterliche Haltung, die sich beiden Arten von Eskalation widersetzt. Es wird eine Methode präsentiert, die den Eltern hilft, diesen Grundsatz in die Praxis umzusetzen. Methoden von elterlichem gewaltfreien Widerstand (das Sit-in und die gewaltfreie Behinderung) werden präsentiert und es wird analysiert,
wie durch sie die Eskalation blockiert werden kann.
Hans Schindler und Wiebke Otto:
„Von Bad Herrenalb nach Rastede, systemische Ideen in einer ,Fachklinik für sprechende Medizin' - Interview mit Fiede Ingwersen“
Erfahrungsberichte
Robert Becker:
„Dampfmaschine und Uhrwerk“
Zusammenfassung:
In diesem Aufsatz werde ich versuchen vier Jahre Arbeit zu skizzieren und lege zum einen meine Aufmerksamkeit darauf, zu beschreiben, wie sich alte Strukturen verändern ließen und so zur Basis eines waghalsigen Unternehmens wurden, zum anderen, wie die Menschen, die in diesem Prozess eine Rolle spielten, dies erlebt haben. Wer den lückenlosen, professionellen und unter systemischen Gesichtspunkten jederzeit anzuerkennenden Prozess in diesem Aufsatz erwartet, sollte besser nicht mit dem Lesen beginnen. Vielmehr handelt es sich um eine subjektive Erzählung, die versucht unterhaltsam über Defizite in der Jugendhilfelandschaft, deren Konsequenzen, aber auch der daraus resultierenden Möglichkeiten zu berichten: Inhalt der Betrachtung ist die Auflösung eines Kinder- und Jugendheimes der Stadt Frankfurt am Main, die damit zusammenhängende Gründung des Freien Trägers Kooperative
Erziehungsarbeit e.V. und der Schritt in die Selbstständigkeit im kalten Wind der freien Marktwirtschaft.
Imke Urmoneit:
„Das Glück der Erde...- das Pferd als sicherer Ort in der psychotherapeutischen Arbeit. Eine Familienaufstellung mit Pferd“
Zusammenfassung:
Zunächst werden die artspezifischen Qualitäten von Therapiepferden und deren Einfluss auf die psychotherapeutische Arbeit beschrieben. Daran schließt sich die Skizzierung einer Live-Supervision an, die im Rahmen der Ausbildung zur Familientherapeutin stattfand. Anhand des Beispiels wird beschrieben, wie das sich größtenteils frei bewegende Pferd der Klientin beim Blick auf ihre Herkunftsfamilie einen sicheren Ort anbietet. Wie ein frei flottierendes Element nimmt das Pferd Stimmungen und Gefühle des Systems wahr und spiegelt diese zurück. Abschließend wird kurz auf den derzeitigen Entwicklungsstand in der Arbeit mit dem Pferd in der Psychotherapie eingegangen.
Hartwig Hansen:
„Relax, Boss!' oder: Wenn Kleidung ,geheime Signale' setzt...“
Tagungsberichte
- Arno Wagner: „Kongressbericht vom 4. Weinheimer Symposion in Osnabrück'“
- Hans Schindler: „Kongress in Prag“
- Arist v.Schlippe: “Bericht von der Jahrestagung der Systemischen Gesellschaft vom 18.-19.5.2001 in Stuttgart“
Rezensionen
Abschlussarbeiten-Börse
Nachrichten
Termine / Veranstaltungen / Kleinanzeigen
Systhema - Heft 1 - 2001
Originalbeiträge
Michael Grabbe:
„Lieber das bekannte Unglück als ein unbekanntes Glück. Veränderungsprozesse in Familien und Organisationen“
Zusammenfassung:
Ich habe mich entschieden nicht einen Beitrag zu liefern, den Weinheimer Beitrag sozusagen, sondern deren drei, entsprechend der Ansicht, dass es zu jeder Perspektive auch eine andere und mindestens eine dritte gibt. Entsprechend des Weinheimer Logos habe ich diese Vorträge 'blau', 'rot' und 'gelb' genannt. Mit diesem aufgespannten Feld möge man einen eigenen Standort finden. Demzufolge hat mein Beitrag auch keine eindeutige Gesamt-Message, keine Botschaft, - wie z.B.: Bewegt Euch - das Glück ist nahe. Mein Beitrag soll eher wie ein durch ein Reflektierendes Team aufgefächertes Spektrum mit Gedanken und Assoziationen verstanden werden. Den Vorträgen sind Vorworte vorangestellt und abschließend gibt es Nachwörter.
„Rather The Distress Known Than Happiness Unknown - Processes of Change in Families and Organizations“
Summary:
Shortened Version of a paper presented at the samenamed symposion of the „Systemische Gesellschaft“, Nov.25th, 2000 in Weinheim
Joachim Heiber-Stiepani:
„Ziel- und ressourcenorientiertes Coaching in der beruflichen Rehabilitation psychisch erkrankter Menschen“
Zusammenfassung:
In diesem Beitrag möchte ich über meine Erfahrungen mit ziel- und ressourcenorientiertem Coaching im Rahmen der beruflichen (Wieder-)Eingliederung psychisch erkrankter junger Erwachsener berichten. Ausgehend von der ambivalent erlebten Übergangssituation vom Psychiatrie- in den Arbeitskontext werden anhand von Beispielen aus der beruflichen Rehabilitation psychisch erkrankter Menschen ressourcen- und lösungsorientierte Vorgehensweisen im Coaching vorgestellt (Zielorientierung, time-line-Arbeit, Umgang mit Ziele behindernden Grundüberzeugungen und familiären Delegationen).
„Solution-focused and Ressources-Oriented Coaching in the Rehabilitation of Mentally Disturbed People“
Summary:
The present paper discusses forms and possibillities of coaching for people with a psychiatrically diagnosed illness with the aim of preparing them for employment. Coaching is here defined as a special kind of ressources-oriented and solution-focused counseling including training, therapy, learning, exercsing, etc. A number of examples illustrate the the project's rationale, experiences, and results.
Eva Reznicek:
„Psychosoziale Praxis als komplexes dynamisches System“
Zusammenfassung:
Psychosoziale Praxis als komplexes dynamisches System zu betrachten, hat Konsequenzen, die sich in der Herangehensweise, in den Interventionen und den Erwartungen an Betreuung, Behandlung oder Psychotherapie äußern. Die Möglichkeiten, Erkenntnisse aus zunächst sehr formal wirkenden Ansätzen für die Umsetzung in die Praxis zu nutzen, sollen anhand der Beschreibung einer im psychosozialen Betreuungsbereich durchgeführten Forschungsarbeit dargestellt werden.
„Professional Psychosocial Practice as a Complex Dynamic System“
Summary:
Psychosocial practice as complex dynamic system to regard, has consequences for approach, intervening and expectations in treatment. The possibilities of using findings from very formal theories for the conversion to the practice are to be represented based on the description of a research work executed in the psychosocial care area.
Erfahrungsberichte
Martin Brentrup:
„Reflecting Team in einer Psychotherapeutischen Praxis . Bericht und Gedanken zur Anwendung von RT im Setting von ambulanten PsychotherapeutInnen“
Zusammenfassung:
Der Autor stellt ein Anwendungsmodell des Reflektierenden Teams für Psychotherapeutische Praxen vor. Es werden Bedingungen, Erfahrungen und Hypothesen zum Verlauf beschrieben.
„Reflecting Team Experiences in Private Psychotherapeutic Practice“
Summary:
The author discusses a modell of using the Reflecting Team approach for private psychotherapeutic practice. He illustrates conditions, experiences, and some hypothesis as to the proceedings.
Christoph Möller, Edelhard Thoms:
„TEEN SPIRIT ISLAND - Eine Therapiestation für drogenabhängige Kinder und Jugendliche stellt sich vor“
Zusammenfassung:
Die Schnittstellenproblematik der herkömmlichen Drogenhilfe durch Trennung von Entzug und Therapie ist mit einer hohen Rückfallquote belastet. Früh traumatisierte Jugendliche erleben hier wiederholte Beziehungsbrüche, wie sie dies aus ihrer Lebensgeschichte kennen. Auf der Therapiestation TEEN SPIRIT ISLAND haben wir ein Konzept entwickelt mit maximaler Konstanz der therapeutischen Beziehungen von der Aufnahmephase (Entzug und Motivation) über die Behandlung der zugrundeliegenden seelischen Störung bis zur Jugendhilfe mit integrierter Nachsorge.
„Teen Spirit Island - Introducing a Ward for Drug Addicted Children and Adolescents“
Summary:
The lack of continuity in the traditional treatment of substance abusers is extremely problematic due to the high relapse rate. Adolescents traumatised in their childhood experience a recurrant severance of relationships which they previously have been exposed to. On our therapy ward TEEN SPIRIT ISLAND we have developed a concept focusing on the establishment of a good therapeutic contact from admission (withdrawel and motivation) via the treatment of underlying mental disturbance to the postclinical care.
Bernd Rüter, Klaus Koch:
„Und dann sind da noch die Kinder..... Eine Gruppe für Väter nach Trennung und Scheidung“
Zusammenfassung:
Nach der Trennung oder nach der Scheidung der Eltern werden in der Erziehungsberatungsstelle in der Regel die betroffenen Kinder von ihren Müttern angemeldet. Es erscheint oft schwierig, die Väter dieser Kinder ihrer Bedeutung entsprechend in den Beratungsprozess einzubeziehen. Ziel der Arbeit mit den Vätern war u.a., ihnen veränderte Sichtweisen nahe zu bringen und aufzuzeigen, wie wichtig sie für die Kinder in dieser Situation sind und wie ihre Präsenz, für die Kinder dazu sein, den Kindern gut tut. Neuberwertungen der Situation der Mütter im Alltag mit den Kindern führte zur Beendigung bzw. zur einer Reduzierung der Auseinandersetzungen zwischen den getrennt lebenden/geschiedenen Eheleuten/Eltern.
„There are still the children... A Group for Fathers after Separation and Divorce“
Summary:
After the parents' separation or divorce the involved children as a rule are enrolled at the family counseling service by their mothers. It often seems difficult to incorporate the fathers of those children in the counseling process. Among others, it was the aim of working with the fathers to help them appreciate changed perspectives, and to demonstrate how very important the fathers are for their children in this specific situation, and how much good their presence / their availability does to their children. A new evaluation of their mothers' situation in daily routine with their children led to a ceasing or at least reducation of the quarrels between the separated / divorced parents.
Tagungsberichte
- „Gesundheit als systemisches Phänomen - im Spannungsfeld zwischen Praxis, Wissenschaft und Politik“
- Eine Tagung an der Fachklinik Hirtenstein, 20. und 21.9.2000" (Michaela Pichelbauer, Johanna Zebisch)
- „Fragen über Fragen.“
- Die verändernde Kraft reflektierender Prozesse
- Tagung mit Tom Andersen vom 22.9. - 24.9.2000 in Osnabrück" (Michael Thrien)
- „Lieber das bekannte Unglück als das unbekannte Glück.“
- Bericht über die Mitgliederversammlung und wissenschaftliche Fachtagung der Systemischen Gesellschaft am 24.-25.11.2000 in Weinheim (Cornelia Tsirigotis)
Pick-up: Zeitschriftenlese (Wolfgang Loth)
Rezensionen
Abschlussarbeiten-Börse
Berufspolitische Perspektiven und Nachrichten