Systhema - Heft 2 - 2024

VORWORT

Andreas Klink   
S. 108-109


Originalbeiträge

Sebastian Baumann:
Das Mehrpersonensetting – eine wiederentdeckte Ressource       

S. 110-120   

Zusammenfassung

In diesem Beitrag beschäftigt sich der Autor mit dem Mehrpersonensetting als grundlegendes Setting und bedeutsamer Wirkfaktor für die Systemische Therapie. Er formuliert Hypothesen darüber, dass in therapeutischen Kontexten immer noch überwiegend in Einzelsettings ge­arbeitet wird. Anhand von Fallbeispielen beschreibt er gute Gründe für die häufigere Nutzung von Mehrpersonensettings. Er benennt hilfreiche Kompetenzen für die Arbeit in diesem Kontext und beschreibt ein schrittweises Vorgehen, das beim Erlernen dieser Kompetenzen unterstützen kann.

Abstract

In this article, the author looks at the multi-person setting as a fundamental setting and a significant factor in the effectiveness of systemic therapy. He formulates hypotheses about the fact that in therapeutic contexts work is still predominantly done in individual settings. Using case studies, he describes good reasons for the more frequent use of multi-person settings. He identifies helpful skills for working in this context and describes a step-by-step procedure that can support the learning of these skills.

 

Jens Förster:
Haltungsfragen. Tautologische Verstrickungen, ethische Turbulenzen und ein Gedankenexperiment: „Wie würde es klingen, wenn Klient*innen ein Recht auf eine systemische Haltung hätten?“       

S. 121-133    

Zusammenfassung

Die systemische Haltung ist für viele eine Orientierung bei der systemischen Beratung in unterschiedlichen Settings, wie Coaching, Organisationsberatung oder Therapie. Tatsächlich birgt ihre Anwendung auch Tautologien und ethische Komplikationen. Wenn ich diese Haltung als gut bewerte, sie vertrete, sie lehre und sogar möchte, dass Beratung ihren Implikationen folgt, verlasse ich dann nicht gleichzeitig meine systemische Haltung und entscheide über andere? Widerspricht es nicht dem Konzept der Begleitung (statt Beratung), wenn ich darauf beharre, dass ich nur unter dieser Haltung arbeiten werde? Und ist „Haltung“ nicht, ähnlich wie das Konzept der Moral, selbstreferenziell? Aufgrund meiner Haltung entscheide ich, was gut und richtig ist, und gleichzeitig ist meine Haltung immer gut, nie schlecht? Meine Analysen entlang der Systemtheorie führen zu einem Gedankenexperiment: Was würde passieren, ­hätten Klient*innen ein Recht auf systemische Haltung? 10 Rechte und daraus hervorgehende Implikationen für systemische Entwicklung und Ausbildung werden präsentiert.

Abstract

For many, the systemic stance is an orientation for systemic consulting in various settings, such as coaching, organizational consulting or therapy. In fact, its application also harbors tautologies and ethical complications. If I rate this stance as good, advocate it, teach it and even want counseling to follow its implications, am I not simultaneously abandoning my systemic stance and making decisions about others? Doesn't it contradict the concept of accompaniment (instead of counseling) if I insist that I will only work under this stance? And isn't “attitude”, like the concept of morality, self-referential? Based on my attitude, I decide what is good and right and at the same time my attitude is always good, never bad? My analyses along the lines of systems theory lead to a thought experiment: what would happen if patients had a right to a systemic attitude? 10 rights and the resulting implications for systemic development and training are presented.

 

Heike Hör:
„Gemeinsam schaffen wir mehr!“ – Sozialraumorientiertes Arbeiten mit dem Familienrat       

S. 134-142   

Zusammenfassung

In diesem Beitrag stellt die Autorin den Familienrat als ein aktivierendes und ressourcenorientiertes Verfahren der Jugendhilfe vor. Dies geschieht sowohl aus der Perspektive des Kinderschutzes als auch unter jener der Sozialraumorientierung. Anhand eines Fallbeispiels werden die wesentlichen Schritte des Verfahrens illustriert. Abschließend gibt die Autorin einige Tipps, wie Fachkräfte dazu beitragen können, dass ein Familienrat scheitert.

Abstract

In this article, the author presents the Family Group Conferencing as an activating and resource-orientated youth welfare procedure. This is done both from the perspective of child protection and from the perspective of social space orientation. The main steps of the process are illustrated using a case study. Finally, the author gives some tips on how professionals can contribute to the failure of a Family Group Conference.

 

Christian Philipp Nixdorf:
Ko-Konstruktion in Zwangskontexten: Beratung unfreiwillig anwesender Klient*innen   

S. 143-155   

Zusammenfassung

Beratung ist im Sozialwesen allgegenwärtig. Sie wird dort rege in Anspruch genommen, erfolgt aber nicht immer freiwillig. Gut zwei Drittel aller Beratungen im Sozialwesen finden in Zwangskontexten statt. Menschen zu animieren, sich auf Beratungen einzulassen, die sie weder initiiert noch gewünscht haben, ist herausfordernd. Es ist aber nicht unmöglich. Zwang konstruktiv zu nutzen und wahrscheinlicher zu machen, dass Menschen sich in nicht freiwilligen Settings in eine Beratung einbringen, kann durch eine bestimmte Haltung und durch das Stellen gewisser Fragen befördert werden. Wie genau, wird in diesem Beitrag aufgezeigt.

Abstract

Counseling is omnipresent in the social sector. It is widely used there, but is not always voluntary. A good two thirds of all counseling sessions in the social services sector take place in coercive contexts. Encouraging people to engage in counseling that they have neither initiated nor requested is challenging. But it is not impossible. Using coercion constructively and making it more likely that people will engage in counseling in involuntary settings can be encouraged by adopting a certain attitude and asking certain questions. This article shows exactly how.

 

Ute Symanski:
Für immer jung: Wertschätzung in Supervision, Coaching und Beratung   

S. 156-165   

Zusammenfassung

Der Zauber gelungener Beratungsprozesse berührt mich auch nach mehr als 20 Jahren, die ich als Beraterin arbeite, immer wieder. Und immer wieder treibt mich die Frage um, aus welchen Ingredienzien dieses Elixir des guten Gelingens bestehen könnte. Eine ganz bedeutende Zutat ist aus meiner Sicht die Wertschätzung. Sie scheint mir für immer jung: Sie ist keine neue Entdeckung – jedoch lohnt es sich, ihren unersetzlichen Wert für die eigene Beratungspraxis ­immer wieder neu zu entdecken. Im Folgenden tue ich genau dies und entwickle den Nutzen von Wertschätzung und wertschätzender Kommunikation in Beratungsprozessen.

Abstract

Even after more than 20 years of working as a consultant, the magic of successful consulting processes continues to touch me. And the question of what ingredients this elixir of success might consist of keeps driving me on. In my view, one very important ingredient is appreciation. It seems to me to be forever young: it is not a new discovery – but it is worth rediscovering its irreplaceable value for your own consulting practice again and again. In the following, I will do just that and develop the benefits of appreciation and appreciative communication in consulting processes.

 

Erfahrungsbericht  

Kathrin Kuhrke:
Mit sich selbst im Reinen sein. Perspektiven für die therapeutische Prozesssteuerung

S. 166-176

Zusammenfassung

In diesem Beitrag veranschaulicht und reflektiert die Autorin einige Aspekte ihrer systemischen Prozesssteuerung. Dazu geht sie zunächst auf einige systemische Grundlagen und Konzepte ein. Im Anschluss daran beschreibt sie Perspektiven der Prozesssteuerung bei der Auftrags­klärung, bei der Auswahl von Methoden, bei der Gestaltung der therapeutischen Beziehung, bei der Erkundung von Primär- und Sekundärgefühlen und beim Umgang mit Themen, die scheinbar auf der Hand liegen und nicht benannt werden.

Abstract

In this article, the author illustrates and reflects on some aspects of her systemic process management. To this end, she first discusses some systemic principles and concepts. She then describes perspectives on process management in clarifying the assignment, selecting methods, shaping the therapeutic relationship, exploring primary and secondary feelings and dealing with issues that seem obvious but are not named.

 

50 Jahre IF Weinheim

Hans Schindler †:
Die Zeitlinie – eine Möglichkeit zur erlebnisintensiven systemischen Therapie  mit Einzelklient*innen

S. 177-185

Zusammenfassung

In diesem Beitrag beschreibt der Autor die Methode der Zeitlinie (Timeline) als eine Möglichkeit, eine höhere Erlebnisintensität zu schaffen und Klient*innen selbst in die Konstruktion von Umdeutungs- und Lösungsmöglichkeiten einzubeziehen. Er geht auf mögliche Einsatzfelder ein und illustriert die Arbeit an unterschiedlichen Punkten auf der Zeitlinie (Gegenwart, Vergangenheit, Zukunft) anhand von Beispielen aus der eigenen Praxis.

Abstract

In this article, the author describes the timeline method as a way of creating a more intense experience and involving clients themselves in the construction of possible reinterpretations and solutions. He discusses possible fields of application and illustrates the work at different points on the timeline (present, past, future) using examples from his own practice.
 

REZENSIONEN    

S. 186-199
 

Nachrichten   

S. 200-202
 

TERMINE / VERANSTALTUNGEN    

S. 203-207

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Systhema - Heft 1 - 2024

VORWORT

Andreas Klink  
S. 4-5

 

Originalbeiträge

Alexandra Lehmann:
Dialoge zwischen den „Generationen“:
Ganz anders oder doch ähnlicher als gedacht?   

S. 6-14

Zusammenfassung
Soziale Arbeit wird vor allem mit dem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe in Zusammenhang gesehen – eine entsprechende Auflistung des Online-Studienwahl-Assistenten der FH Potsdam nennt hier allein 35 Arbeitsfelder. Aus Sicht der Studierenden ist diese Wahl verständlich, nicht nur aufgrund der großen Bandbreite der Arbeitsfelder, sondern auch aufgrund der (vermeintlichen) Kenntnisse der Bedarfe innerhalb dieser Generation aus eigenem Erleben. Um die Perspektive der Studierenden auch auf ältere Menschen zu erweitern, wurde an der Ev. Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe (EvH RWL) im vergangenen Wintersemester ein Seminar angeboten, welches den Austausch zwischen und das Verständnis für andere Generationen fördern sollte. In diesem Artikel werden methodisches Vorgehen sowie Ergebnisse und Erkennt­nisse aus studentischer Perspektive vorgestellt. 

Abstract
Social work is primarily seen in connection with the area of child and youth welfare service – a corresponding listing of the Online Study Selection Assistant of the University Potsdam (University of Applied Sciences) lists 35 fields of work. From the students' point of view, this choice is understandable, not only because of the wide range of fields of work, but also because of the (alleged) knowledge of the needs of this generation from their own experience. In order to broaden the perspective of the students also to older people, a seminar was offered at the Protestant University of Applied Sciences in Bochum (EvH RWL) this last winter semester, which aimed at promoting the exchange between and the understanding for other generations. This article presents the methodological approach in this seminar as well as results and findings from a student perspective.

 

Uwe Lamm:
Systemisch und flexibel

S. 15-20

Zusammenfassung
In diesem Beitrag beschreibt der Autor ein niedrigschwelliges, präventives und systemisch-sozialräumliches Angebot für Familien und junge Menschen in schwierigen Lebenslagen: das Berliner Fachkonzept „Flexibudget“. Er geht auf Unterschied zu üblichen Hilfen zur Erziehung ein und berichtet über Rückmeldungen von Klient*innen und Sozialarbeiter*innen zu dem Angebot.

Abstract
In this article, the author describes a low-threshold, preventative and systemic socio-spatial service for families and young people in difficult circumstances: the Berlin specialist concept “Flexibudget”. He discusses the differences between this programme and the usual child-raising support services and reports on feedback from clients and social workers about the programme.  

 

Erfahrungsberichte

Laura Schöler, Clara Gsella, Andreas Klink:
Mobilitea – Let’s get together   

S. 21-27

Zusammenfassung
In diesem Beitrag stellen Laura Schöler und Clara Gsella das mobile Begegnungsangebot ­Mobilitea vor. Ein wesentliches Ziel des Angebotes besteht darin, einen Ort der Begegnung zu schaffen, der unterschiedlichste Menschen dazu einlädt, interessante Gespräche zu führen, sich kennenzulernen oder einfach eine gute Tasse Tee zu genießen. Beschrieben wird, wie Mobilitea entstanden ist, wie sich das Projekt entwickelt hat und welche Erfahrungen das Team mit dem Angebot gemacht hat.

Abstract
In this article, Laura Schöler and Clara Gsella present the Mobilitea mobile meeting programme. One of the main aims of the programme is to create a meeting place that invites a wide variety of people to have interesting conversations, get to know each other or simply enjoy a good cup of tea. It describes how Mobilitea came about, how the project has developed and what experiences the team has had with the programme.

 

Caterina Quante:
Moki „inklusiv“ – Das Kind im Blick   

S. 28-39

Zusammenfassung
Moki „inklusiv“ ist ein Modellprojekt zur multiprofessionellen und systemübergreifenden ­Unterstützung von Kindern in psychosozialen Risikolagen am Lebensort Schule. Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt zwischen Jugendhilfe und Schule, das aus den vier zentralen Bausteinen 1. Antragsfreie Jugendhilfe, 2. multiprofessionelles Beratungskonzept, 3. koordinierende Moki „inklusiv“ Fachkraft und 4. (Weiter-)Qualifizierung der Lehr- und Fachkräfte besteht. Das Modellprojekt hat gezeigt, dass eine Übertragung der Projektbausteine auf weitere Schulstandorte als sinnvoll erachtet wird. In diesem Beitrag werden die Konzept-Bausteine vorgestellt und Umsetzungsempfehlungen zur schulspezifisch angepassten Übertragung auf weitere Standorte geteilt.

Abstract
The Moki “inklusiv” pilot project is a collaboration between youth welfare services and schools, designed to support children at risk through a multiprofessional and cross-system approach within the school environment. The pilot project has shown that transferring the project components to other schools is considered beneficial, tailored to each school’s specific needs. This article describes the project’s four key components and provides recommandations for transferring them to other schools.
 

Sanne Triebkorn:
Drei Räume – Nutzung einer bewährten Coachingmethode für die Gestaltung eines Teamtages. Ein Praxisbericht

S. 40-45

Zusammenfassung
Die Autorin beschreibt die Anwendung einer Methode zur Gestaltung eines Teamtages, bei der drei unterschiedliche Räume genutzt werden. Im konkreten Fall bestand die Herausfor­derung darin, ein bereits länger bestehendes Team in einer komplexen, verunsichernden Umbruchsituation darin zu unterstützen, sich notwendig gewordenen Veränderungen zu stellen. Durch die Würdigung der bisherigen Tätigkeit und das Aufzeigen der eigenen Ressourcen sollte die Grundstimmung des Teams positiv beeinflusst und die Neugierde auf neue Mitgestaltungsmöglichkeiten geweckt werden.

Abstract
The author describes a method for organizing a team day in which three different spaces are used. In this specific case, the challenge was to support a long-standing team in a complex, unsettling situation of upheaval in facing up to changes that had become necessary. By recognizing their previous work and highlighting their own resources, the aim was to positively influence the team’s basic mood and arouse curiosity about new opportunities to help shape the company.

 

Peter Goldstein, Andreas Klink:
Es wird erst vorbei sein, wenn wir reden

S. 46-57

Zusammenfassung
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem aktuellen Konflikt in Israel und Palästina. Anhand der persönlichen Lebensgeschichten von Bassam Aramin und Rami Elhanan werden israelisch-­palästinensische Friedensinitiativen vorgestellt, die sich für eine De-Eskalation der Gewalt in der Region einsetzen. Bassam und Rami haben beide in dem Konflikt eine Tochter verloren und setzen sich umso mehr dafür ein, miteinander zu reden und weiterhin zusammen an einer gemeinsamen Lösung des Konfliktes zu arbeiten.

Abstract
This article deals with the current conflict in Israel and Palestine. Based on the personal life stories of Bassam Aramin and Rami Elhanan, Israeli-Palestinian peace initiatives are presented that are working to de-escalate the violence in the region. Bassam and Rami lost a daughter in the conflict and are all the more committed to talking to each other and continuing to work together to find a common solution to the conflict.

 

Peter Goldstein:
Es wird erst vorbei sein, wenn wir reden – und miteinander handeln   

S. 58-60

Zusammenfassung
In diesem Beitrag macht der Autor anhand der Erlebnisse seiner Familie deutlich, warum es ihm wichtig ist, sich im Nahostkonflikt auf beiden Seiten gegen Unrecht zu engagieren. Er wirbt dafür, sich auf die Seite des Friedens zu stellen und keine Entscheidung für die eine Seite und gegen die andere Seite zu treffen, und beschreibt einige Implikationen einer solchen Haltung.

Abstract
In this article, the author uses his family’s experiences to explain why it is important to him to stand up against injustice on both sides in the Middle East conflict. He advocates taking the side of peace and not making a decision in favour of one side and against the other. He describes some of the implications of such a stance.

 

50 Jahre IF Weinheim

Andreas Klink:
50 Jahre IF Weinheim im Spiegel der systhema

S. 61-83

Zusammenfassung
Dieser Beitrag beschäftigt sich anhand von Beiträgen aus der systhema mit der Geschichte des IF Weinheim. Dabei werden zunächst die Anfänge des Institutes dargestellt. Im Anschluss beschreibt der Autor die Rezeption 1. des Weinheimer Ausbildungskonzeptes, 2. der Weiterentwicklung der Ausbildungen und 3. der einzelnen Bestandteile der Organisation sowie deren strukturelle Veränderungen und weitere Entwicklungen in der systhema und anderen Publikationen des Instituts. Zum Abschluss geht es um das Trainer*innenteam und die Institutszeitschrift selbst.

Abstract
This article deals with the history of the IF Weinheim based on contributions from the institute’s journal “systhema”. Firstly, the beginnings of the institute are described. The author then characterizes the reception of 1. the Weinheim training concept, 2. the further development of the training courses and 3. the individual components of the organisation as well as their structural changes and further developments in systhema and other publications of the institute. Finally, the team of trainers and the institute magazine itself are presented.

 

REZENSIONEN

S. 84-89


Tagungsbericht

3. Osnabrücker Fachtag „Das Empörungskarussell“ am 1.3.2024 im Franz-Hitze-Haus in Münster   

S. 90-92

 

Nachrichten    

S. 93-94

 

TERMINE / VERANSTALTUNGEN

S. 97-102

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