Systhema - Heft 3 - 2021
VORWORT
Caroline Schilling und Jens Förster
S. 200-202
Themenschwerpunkt: Distanz Körper Ästhetik
Originalbeiträge
Katrin Drazek-Kappus:
Raum für analoge Erfahrungen. Anregungen zum Nachdenken über die eigene Online-Offline-Balance im Kontext der Arbeit mit Menschen
S. 203-211
Zusammenfassung
Ausgehend von Betrachtungen zum alltäglichen Online- und Offline-Verhalten nähert sich die Autorin dem Empfinden von gelebter Zeit und realem Berührt-Sein. Anhand der Begriffe Resonanz und Präsenz werden vor einem psychologischen und musiktherapeutischen Hintergrund die Auswirkungen von Online-Lebenswelten und Online-Identitäten auf junge Erwachsene (Emerging Adulthood) im klinischen Kontext untersucht. In konkreten Beispielen wird deutlich, dass der Transfer des online Gelebten in die Offline-Welt schnell an Grenzen stößt, zu einer leidvollen Dissonanz von Selbstwahrnehmung und Selbstdarstellung und einem Verlust von Resonanz mit sich und anderen führen kann. Durch konkrete Interventionen über analoge Kommunikation und analoges Erleben können Chancen für neue Resonanz-Erfahrungen ausgelotet und Räume für Unvorhersehbares eröffnet werden.
Abstract
Based on reflections on everyday online and offline behavior, the author approaches the sensation of lived time and being touched in real life. Using the concepts of resonance and presence, the effects of online lifeworlds and online identities on young adults (emerging adulthood) are analyzed in a clinical context against a psychological and music therapy background. Concrete examples show that the transfer of what is lived online into the offline world quickly reaches its limits, can lead to a painful dissonance of self-perception and self-presentation, and a loss of resonance with oneself and others. Through concrete interventions via analog communication and analog sharing, opportunities for new resonant experiences can be explored and spaces for the unpredictable can be opened up.
Claudia Kraft-Lochter:
Sterben ohne Abschied – Auseinandersetzung in ästhetischen Prozessen: persönliche Erfahrung und Impulse für die Schule
S. 212-222
Zusammenfassung
Es gibt Ereignisse, die uns unvorbereitet treffen und einen Schock auslösen. Insbesondere der plötzliche Verlust eines uns nahestehenden Menschen durch beispielsweise Unfall, Suizid, Naturkatastrophe oder Krankheit wie Covid-19 kann den Trauerprozess erschweren. Was könnte helfen, wenn ein Abschiednehmen vom Sterbenden oder auch Toten nicht möglich war? Was bedeutet das für den Trauerprozess und welche Möglichkeiten der Auseinandersetzung existieren? In diesem Artikel werden allgemeine Konzepte zur Bewältigung und mögliche Facetten eines Trauerprozesses skizziert. Anschließend werde ich mit dem Fokus auf ästhetische Auseinandersetzung auch meinen individuellen Weg aufzeigen, um danach Möglichkeiten einer Begleitung von trauernden Kindern und Jugendlichen in der Schule vorzustellen.
Abstract
There are events that occurre totally unexpectedly and cause a shock. In particular, the sudden loss of someone close to us through, for example, an accident, suicide, natural disaster or illness such as Covid-19 can make the mourning process more difficult. What could help if saying goodbye to the to the dying or the dead was not possible? What does this mean for the mourning process and which possibilities of confrontation exist? This article outlines general coping concepts and possible facets of a grieving process. Then, with a focus on aesthetic discussions, I describe my individual path. Finally, I present ways of accompanying grieving children and young students in school.
Nira Liberman, Jens Förster:
Ich, Du, Wir: Hier und Jetzt, Dort und Dann – ein Gespräch mit Video. Interview mit Nira Liberman über die „Construal-Level Theory of Psychological Distance“ und ihre Bedeutung für Beratung und Therapie
S. 223-236
Das Interview zwischen Nira Liberman und Jens Förster fand am 02.08.2021 statt und ist unter
https://www.youtube.com/watch?v=S5AE_c0XMEE zu sehen.
Zusammenfassung
Nira Libermans und Yaacov Tropes „Construal-Level Theory of Psychological Distance (CLT)“ wird in diesem Artikel auf systemisch-therapeutische Kontexte angewandt. Hauptannahmen sind, dass Distanz zu abstrakterem Denken führt als Nähe und dass, rekursiv, abstraktes Denken zu Ideen führt, die in der Ferne liegen. Zudem wird angenommen, dass soziale, räumliche, zeitliche Nähe und hohe Hypothetizität eine gemeinsame psychologische Verbindung haben. Basis für den Artikel ist ein ausführliches Interview, das auf YouTube zu sehen ist. Daraus wird ein Austausch zu Internet-Beratungen wortwörtlich abgedruckt. Andere Themen des Interviews werden zusammengefasst, wobei vor allem der Zusammenhang zwischen CLT und systemischen Methoden, Empathie und Perspektivenübernahme, Selbstregulation, sogenannten Störungen und Komorbiditäten und therapeutischen Zugängen über Raum, Zeit, soziale Distanz und Hypothetizität fokussiert wird.
Rabea Müller:
Kinder(er)leben in der Pandemie – ein Blick in die kunsttherapeutische Praxis
S. 237-250
Zusammenfassung
Welche Form von Beratung und Begleitung von Familien in der Coronakrise kann hilfreich sein, um Kinder bei der Bewältigung der Pandemieauswirkungen adäquat zu unterstützen? Aus Perspektive einer kunsttherapeutischen Praxis werden die besonderen Herausforderungen von Lockdown und Homeschooling aufgezeigt und Anregungen zur Elternberatung und -stärkung gegeben. Praktische Erfahrungen zeigen, dass kunsttherapeutische Methoden, welche hier beispielhaft geschildert werden, Kinder in der Krise stärken. Sie können im künstlerischen Tun ihren Erlebnissen und Emotionen angemessen Ausdruck verleihen. Ziel ist, ihre Selbstwirksamkeit anzuregen und Widerstandskräfte zu mobilisieren.
Abstract
What form of counseling and accompaniment for families in the Corona crisis can be helpful in adequately supporting children in coping with the effects of the pandemic? From the perspective of an art therapy practice, the particular challenges of lockdown and homeschooling are outlined and suggestions for parent counseling and strengthening are provided. Practical experience shows that art therapy methods, which are shown here as examples, strengthen children in crisis. They can express their experiences and emotions appropriately through artistic activity. The intention is to stimulate their self-efficacy and to mobilize their powers of resilience.
Erfahrungsbericht
Kerstin Magee:
TOOLBOX – Beratung von Kindern in der Grundschule systemischer gestalten
S. 251-263
Zusammenfassung
Die Kinder in der Grundschule kommen mit völlig unterschiedlichen Erwartungen und Anliegen in die „Sorgenbüros“ des Deutschen Kinderschutzbundes e.V. Eines haben Sie jedoch gemeinsam: keiner von ihnen hat aktiv eine Systemische Beratung terminiert. Oft ist im Kontext Schule eine „Du musst mir doch jetzt sagen, was ich tun muss!“-Haltung spürbar, es wird ein „Richtig“ und ein „Falsch“ erwartet. Die „TOOLBOX“ skizziert, wie die Beratung in der Grundschule systemischer gestaltet werden kann, wie sie den unterschiedlichen Belangen der Kinder begegnet und wie systemisches Werkzeug den Kindern lösungsorientierte Perspektiven bietet. Ein Praxisbericht.
Abstract
The children in elementary school visit the „worry offices“ of the German Child Protection Association e.V. with completely different expectations and concerns. They have one thing in common however: none of them has actively scheduled a systemic consultation. In the school context you often find a „You need to tell me what I have to do!“ attitude, there is the expectation of a „right“ and a „wrong“. The „TOOLBOX“ outlines how counselling in elementary school can be made more systemic, how it meets the different concerns of children and how systemic tools offer children solution-oriented perspectives. A practical report.
NACHRUF
S. 264-265
REZENSIONEN
S. 266-279
TERMINE / VERANSTALTUNGEN
S. 280-282
REGISTER JAHRGANG 2021, BAND 35
S. 283-286
Systhema - Heft 2 - 2021
VORWORT
Cornelia Hennecke und Jana Schrage
S. 96-97
Originalbeiträge
Christoph Elling:
„Ja…und“ – die Kunst anzudocken.
Improvisationstheater – eine Ressource in der psychotherapeutischen Aus- und Weiterbildung
S. 98-108
Zusammenfassung
Menschen, die sich in eine Psychotherapie begeben, erzählen oft leidvolle Geschichten voller Anstrengung, Resignation und Hilflosigkeit. Wenn es dem Therapeuten gelingt, an diese Erzählungen „anzudocken“, akzeptierend und empathisch den Geschichten zu folgen, und auch seine eigene Resonanz in den Prozess einzubringen, kann die Bedeutung des Erzählten behutsam verändert werden. Die Ideen und Methoden des Improvisationstheaters nach Keith Johnstone unterstützen die Entwicklung dieser Fähigkeiten. Es wird vorgeschlagen, Spielformen des Improvisationstheaters in Aus- und Weiterbildung zum Berater und Psychotherapeuten zu nutzen.
Abstract
People who enter psychotherapy often tell sorrowful stories of struggle, resignation, and helplessness. If the therapist succeeds in „docking“ to these narratives, in following the stories acceptingly and empathically, and also in bringing his or her own resonance into the process, the meaning of what is being told can be gently changed. The ideas and methods of improvisational theatre according to Keith Johnstone support the development of these skills. It is suggested to use improvisational theatre games in education and training for counsellors and psychotherapistst.
Miriam Meschke und Katharina Weitkamp:
„Ich fühle mich schwarz in rot übergehend“ –
Eine qualitative Interviewstudie zu Erfahrungen von Jugendlichen mit systemischer Kunsttherapie in Psychiatrie und Psychotherapie
S. 109-123
Zusammenfassung
Vor allem in der psychotherapeutischen Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen kommen immer wieder Methoden zum Einsatz, die zum künstlerischen Gestalten einladen. Neben der Erweiterung der Ausdrucksmöglichkeiten durch künstlerische Medien in der Therapie, ermöglichen sie den Blick auf zusätzliche Ebenen, die aus systemischer Perspektive betrachtet werden können. Diese explorative Interviewstudie untersucht die Frage, welche Erfahrungen Jugendliche in einer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie mit systemischer Kunsttherapie machen. Die Analyse ergab vier Themen, die in allen Interviews erscheinen: (1) Künstlerische Medien als Ausdrucksform von Emotionen; (2) Künstlerisches Gestalten als Möglichkeit zur Dezentrierung von Problemen; (3) Fokus auf positive Wahrnehmungen als Lösungsstrategie und (4) Reflexion als Quelle für Erkenntnisgewinn. Die Ergebnisse regen zur Übertragung systemtheoretischer Erkenntnisse und Methoden auf die kunsttherapeutische Praxis an.
Abstract
Especially in psychotherapy with children and adolescents art work methods are frequently used. While increasing different ways of expression, additional views from systemic perspectives are applicable. This study examined the question, what experiences are made by adolescents in a clinic for psychiatry and psychotherapy with systemic art therapy. The analysis of the interview data led to four main themes, each of which came up in all four of the interviews: (1) Art work as a way to express emotions; (2) Art work as a possibility of decentration from problems; (3) Focus on positive perceptions as solution strategy; (4) Contemplation as source to gain knowledge. The results encourage the implementation of systemic insights and methods to art therapy practice.
Erfahrungsberichte
Judith Krügel, Kristina Sellmayr, Steffen Hoffmann:
Beratung von getrennten sogenannten hochstrittigen Eltern –
Bericht aus der Praxis
S. 124-139
Zusammenfassung
Als Jugendhilfeträger FAN FamilienANlauf e.V. haben wir für getrenntlebende, sogenannten „hochstrittige“ Eltern ein Beratungsangebot entwickelt, um Eltern zu unterstützen, aus ihren destruktiven Kommunikationsmustern herauszufinden und im Interesse der Beziehung und der elterlichen Verantwortung zu ihren gemeinsamen Kindern die Kommunikationsbedingungen zu verbessern. Im Folgenden wird die Arbeitsweise mit den Eltern und Familien mit Fallbeispielen und den möglichen „Bausteinen“ beschrieben, die im Prozess Anwendung finden können.
Abstract
As a youth welfare organization, FAN FamilienANlauf e.V., we have developed a counseling program to parents, who are living seperately, to find a way out of their destructive patterns of communication to improve their parental responsibility for their children. In the following the working method with parents and families is described with case examples and „building blocks“, that can be used in process.
Lena Kluge:
Systemisches Arbeiten und Denken im Schulkontext
S. 140-146
Zusammenfassung
Lehramtsstudierende können vom systemischen Arbeiten profitieren. Der vorliegende Artikel zeigt einen möglichen Ablauf eines Seminares für Lehramtsstudierende auf, in dem ihnen das systemische Arbeiten näher gebracht wird. Ziel des Seminars ist es, einen Praxistransfer der systemischen Methoden in den beruflichen Alltag von Lehrer*innen zu fördern.
Abstract
Working with the systemic view can be helpful for students teacher. The article shows an exemplary schedule for students of the master of education that focus on systemic methods for teachers. The seminar was constructed to increase the knowledge about systemic methods and to ensure a transfer of these methods in the later work life.
Ashille Emonts:
Umfrage zur Jugendhilfearbeit während Corona
S. 147-167
Zusammenfassung
Die aktuelle Corona-Krise hat unser gesellschaftliches und soziales Leben massiv beeinträchtigt. Die Rückkehr zur Normalität stellt mittlerweile eine größere Herausforderung dar als anfangs vermutet. Allerdings birgt jede Krise auch wiederum die Chance auf Veränderung: entweder indem wir unser eigenes Tun und Handeln in Frage stellen oder das der anderen. Vor diesem Hintergrund wurde eine Umfrage durchgeführt, um die Auswirkungen von Corona auf Klientensysteme im Jugendhilfedienst am Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens zu evaluieren. Dabei ging es nicht nur darum, neue Erfahrungswerte zu sammeln, sondern auch auf Altbewährtes zurückzugreifen. Als Fazit der Umfrage hält der Autor fest, dass eine Pandemie kein Anlass dafür sein darf, sich von den Klienten/Menschen abzuwenden, nur weil wir davon ausgehen, dass diese über ausreichend Resilienzen verfügen, um eine derartige Krise adäquat zu bewältigen. Vielmehr sollte die aktuelle Zeit uns dazu veranlassen, noch wachsamer zu sein, sowohl für die eigenen Bedürfnisse als auch die unserer Klienten. Der Erfahrungsbericht stellt die erfolgte Umfrage inhaltlich dar und diskutiert erste Ergebnisse.
Abstract
The current Corona crisis has had a massive impact on our social and civic life. Returning to normalcy is now more challenging than initially thought. However, every crisis also in turn holds the opportunity for change, either by questioning our own actions and actions or those of others. Against this background, a survey was conducted to evaluate the impact of Corona on client systems in the youth welfare service at the Ministry of the German-speaking Community of Belgium. The aim was not only to gather new empirical data, but also to draw on tried and tested methods. As a conclusion of the survey, the author states that a „pandemic“ should not be a reason to turn away from clients/people just because we assume that they have sufficient resilience to cope adequately with such a crisis. Rather, the current times should prompt us to be even more vigilant, both for our own needs and those of our clients.The field report presents the content of the survey that was conducted and discusses initial findings.
Impulse
Haja (Johann Jakob) Molter:
Anregungen und Empfehlungen für die praktische systemische Arbeit –
Luigi Boscolo und Gianfranco Cecchin postum gewidmet
S. 168-172
Zusammenfassung
Der Autor reflektiert seine Erfahrung mit dem Ansatz des Mailänder Teams, die auf das Training mit Boscolo und Cecchin zurückgeht. Er bezieht sich auf ihre Empfehlungen zum systemischen Kommentar und der Teamberatung. Dabei berücksichtigt er die Entwicklung weg vom Zwei-Kammer-System zum reflektierenden Team, zu reflektierenden Positionen und den zirkulären Fragen in der systemischen Praxis.
Abstract
The author reflects his experience with the approach of the Milano Team going back to a training with Boscolo and Cecchin. He refers in his suggestions to the systemic comment and team consulting including the development from the 2 rooms system to reflecting team, reflecting positions and circular questioning in systemic thinking and acting.
Marina Diel:
Challenge. Respond.
S. 173-178
Zusammenfassung
Das Leben ist ungewiss. Das ist unbestritten. Aber was, wenn wir die Herausforderung annehmen und die Lösung erforschen? Was, wenn wir unsere Komfortzone erweitern, uns gegenseitig befähigen und dadurch resilienter werden? Die Pandemie hat mich gelehrt, dass es nicht darum geht, dass es keine Schwierigkeiten gibt. Sondern dass es vielmehr darauf ankommt, wie man auf sie reagiert.
Abstract
Life is uncertain. That is for sure. But what if we embrace the challenge and explore the response? What if we expand our comfort zone, empower each other, and thereby become more resilient? The pandemic taught me that it is not about the absence of difficulties. But that it is about how you respond to them.
Würdigungen
S. 179-186
REZENSIONEN
S. 187-192
TERMINE / VERANSTALTUNGEN
S. 193-195
Systhema - Heft 1 - 2021
VORWORT
Kerstin Schmidt
S. 4-5
Nachruf Barbara Brink
S. 6-11
Themenschwerpunkt: Mut – Perspektive und Inspiration
Originalbeiträge
Thomas Stölzel:
Auf die eigene Mitte zu – Mut als philosophische Kompetenz
S. 12-22
Zusammenfassung
Ausgehend von einer etymologischen Annäherung und einem kleinen Spaziergang durch die Begriffsgeschichte wird der Mut als besondere philosophische Kompetenz sichtbar gemacht. Das deutet dann auch auf seine Verwendungsmöglichkeiten in therapeutischen und beraterischen Kontexten bis hin zu den Herausforderungen der gegenwärtigen Krise.
Abstract
Starting with an etymological approach and a short walk through the history of the term, this article makes courage visible as a special philosophical competence. Furthermore, its possible uses in therapeutic and counseling contexts up to the challenges of the present crisis are indicated.
Julika Zwack und Martin Zierold:
„Mut zum Sein?“ – Facetten des Mutes in Therapie und Beratung
S. 23-35
Zusammenfassung
In Fallbeispielen lotet der Beitrag Facetten „Not-wendigen“ Mutes in Therapie- und Beratungsprozessen aus. Jenseits heroischer Wagnisse zeigt sich Mut in einer Bereitschaft zu angstbesetzten Korrekturen des eigenen Selbstbildes, im verantworteten Bekenntnis zu eigenen Sein-Zielen, aber auch in der Anerkennung und Schaffung von Voraussetzungen für neues Handeln. Der Beitrag geht der Frage nach, welchen Unterschied die Leitunterscheidung des Mutes für die professionelle Begleitung von Menschen in Krisensituationen macht, und bietet methodische Anregungen für die therapeutische Praxis.
Abstract
Based on case studies the article reflects on perspectives of transformative courage in therapy and consulting. Beyond heroic risk taking courage shows up in the willingness to confront challenges to ones own identity as well as in commitment to important values and needs. Differentiating courage from bravery and recklessness, preconditions for courageous actions are explored. The article asks what difference the perspective of courage makes for supporting people in crisis and offers methodical suggestions for intervention.
Eva Schramm:
„So rannte ich beinahe hin und her...“ – Autoethnografische Überlegungen zu mutigem Handeln in der Familienhilfe
S. 36-44
Zusammenfassung
Die Autorin arbeitet mithilfe von Autoethnografie am Beispiel ihrer Alltagspraxis in der Familienhilfe heraus, wie eigene Emotionen das Handeln als Sozialarbeiterin prägen. Daraus leitet sie ab, wie durch kritische Beobachtung des eigenen Denkens, Fühlens und Handelns Wissen über die soziale Ordnung generiert werden kann. Eigene Emotionen in den Diskurs zu bringen und sie kritisch zu hinterfragen, erfordert Mut, sich mit Normalitätsvorstellungen zu befassen, generiert aber auch neue Handlungsoptionen im Umgang mit Adressat*innen.
Abstract
With the help of autoethnography, the author uses the example of her everyday practice in family support to work out how emotions shape behavior as a social worker. Following on from this, she shows how knowledge about the social order in the respective context can be generated through critical observation of one’s own thinking, feeling and acting. Bringing one’s own emotions into the discourse and questioning them critically requires courage to deal with one's own ideas of normality, but it also generates possible scenarios and options when dealing with others.
Interview
Interview mit Jonas Geißler
S. 45-53
Impuls
Christopher Klütmann:
Führung mit Mut – Erkenntnisse und Reflexionen aus einer systemischer(en) Perspektive
S. 54-60
Zusammenfassung
Was haben Mut und Führung gemeinsam? Ist Mut eine unabdingbare Eigenschaft und/oder Qualität von Führungskräften? Dieser Frage geht der Autor in diesem Beitrag auf den Grund. Als Grundlage dazu dienen dialogorientierte Interviews mit Führungskräften, die im Rahmen des Buches „Führung im Dialog – Wer braucht was von wem“ entstanden sind. Sechs unterschiedliche Aussagen und Perspektiven zum Thema Führung werden exemplarisch vorgestellt. Diese bringt der Autor mit Mut in Verbindung und ist bei aller Unterschiedlichkeit der einzelnen Beschreibungen und Zugänge auf der Suche nach Gemeinsamkeiten, was „gute“ Führung kennzeichnen könnte – mit dem Wissen, dass Führung im Dialog immer wieder neu entsteht und Reflexionen zum eigenen Denken und Handeln anregen können.
Abstract
What do courage and leadership have in common? Is courage an indispensable characteristic or quality of managers? In this article the author explores these questions based on dialogue-oriented interviews with executives conducted while working on his book “Leadership in Dialogue - Who needs what from whom”. Six different statements and perspectives on leadership are presented as examples and are associated with courage. The author is looking for similarities in what can be characterized as “good” leadership – despite differences in descriptions and approaches and with the knowledge that leadership always emerges anew in dialogue and can stimulate reflections for one's own thoughts and actions.
Erfahrungsberichte
Manuela Fischer:
„Das haben wir noch nie probiert ...“ – Virtuelle Kita: Ein Erfahrungsbericht
S. 61-64
Zusammenfassung
Ein Erfahrungsbericht aus zwei Kölner Kitas während des Corona-Lockdowns im Frühling 2020. Vom Mut, Neues zu wagen.
Charlotte Cordes:
Mut zur Improvisation – in der Coronazeit und auch sonst
S. 65-71
Zusammenfassung
In dem Artikel beschreibt Charlotte Cordes die Ähnlichkeit der Haltung, die hinter dem Provokativen Ansatz und Improtheater steckt in Form von „Humor“, „Lust am Scheitern“ und „im Hier und Jetzt Sein“. Sie macht deutlich, wie diese Haltung ihr im Coronajahr 2020, in der auch ihr Vater sehr überraschend starb, Mut verliehen hat, wilde Zeiten erstaunlich gut zu meistern.
Abstract
In this article Charlotte Cordes describes the similar attitude behind the provocative approach and improv-theatre in the form of ’humor‘, ’stay happy when you fail‘ and ’be in the moment‘. She makes clear how this attitude has helped her manage her life astonishingly well in the year of 2020, with her beloved father dying a surprised death and Corona coming up and change the world.
REZENSIONEN
S. 72-80
Nachrichten
S. 81
Nachlese
S. 82-86
TERMINE / VERANSTALTUNGEN
S. 87-91